Lugh – Legenden

Die Umstände der Geburt Lughs

Goibhniu der Zauberschmied der Tuatha de Danaan besitzt eine Wunderkuh, die ganz Irland mit Milch versorgen kann. Balor, der böse Anführer der Fomori, wollte einst diese Kuh stehlen, konnte aber nur das Halfter der Kuh ergattern. Das war sehr schlimm, denn die Kuh strebt immer dort hin, wo das Halfter sich befindet. Das hieß, das Balor jetzt ihr neuer Herr war. Goibhniu hatte keine Ruhe mehr, denn er musste der Kuh ständig hinterherlaufen und auf sie aufpassen. Eines Tages bat Cian, der Sohn des Gottes der Heilkunst Dian Cecht und Enkel des Dagda, Goibhniu, ihm ein Schwert zu schmieden. Dieser willigte unter der Bedingung ein, dass Cian solange die Kuh hütet. Dies ging auch bis zum Abend gut. Doch als Cian die Kuh zum Hause Goibhnius brachte standen dort junge Burschen, die ihm die freudige Nachricht brachten, dass sein Schwert schon fertig sei. Es müsse nur noch gehärtet werden. Hierbei solle Cian aber dem Goibhniu helfen. Cian ließ die Kuh stehen und eilte zu Goibhniu. Ein großer Fehler, denn die verschwand sofort zu Balor.

Daraufhin begann Cians suche nach der Kuh bzw. nach dem Halfter. Hierzu musste er in die Unterwelt (Welt der Dürre und des Todes). Cian gelangte an die dunklen Wasser, die die Lebenden von den Toten trennen. Hier fand er ein Boot und einen alten Mann, der in einen weiten Mantel eingehüllt war. Cian erkannte ihn nicht, denn es war Manaan, der Meeresgott. Als Fährlohn für die Hinfahrt musste Cian seinen Mantel mit ihm tauschen. Cian erhielt damit einen Mantel, der ihn unsichtbar macht. Für die Rückfahrt solle die Hälfte dessen, was Cian mit aus der Unterwelt brachte, dem Fährmann gehören. Unter der Bedingung, dass dies nicht das Halfter sein dürfe, willigte Cian ein.

Durch den Tarnmantel Manaans konnte Cian ungemerkt bis zum König Balor vordringen. Balor versprach Cian das Halfter, wenn es ihm gelänge in der Unterwelt einen Apfelgarten anzulegen. Diese Aufgabe ist schwer zu bewältigen, weil der Atem Balors jede Vegetation töten kann. Doch endlich wuchsen die Bäume und trugen die ersten Früchte.

Während seiner Arbeit entdeckte Cian einen gläsernen Turm, in den Balor seine Tochter Ethlinn einsperrte, weil diesem geweissagt wurde, dass ein Sohn dieser Tochter ihn töten würde. Mit Hilfe des Tarnmantels gelangt es ihm aber zu Ethlinn vorzudringen und die beiden verliebten sich ineinander. Aus dieser Verbindung ging ein wunderschöner Knabe hervor, der so hell und strahlend ist wie die Sonne. Sein Name ist Lugh. Ethlinn verhalf Cian zu dem Halfter und gab ihm Lugh mit, damit er auf schnellstem Wege aus dem Land der Finsternis in das Land der Lebenden komme. Wieder half Cian der Tarnmantel um ungehindert zum Fluss zu kommen. Hier gab sich Manaan zu erkennen und Cian überließ ihm freudig seinen Sohn Lugh. Manaan nahm ihn mit in das Land der ewigen Jugend und wurde ihm ein guter Ziehvater. Unterdessen hatte Cian das Halfter zu Goibhniu zurückgebracht und die Kuh erschien direkt wieder  um Irland mit Milch zu versorgen.

Lughs Ankunft auf Tara

Als Lugh herangewachsen war, verlangte es ihn, das Land seines Vaters zu besuchen, Irland. Manaan rüstete ihn mit einer strahlenden Rüstung und dem magischen Speer Luin aus. Dieser Speer schreit, wenn eine Schlacht näher rückt und kehrt erst wieder zurück, wenn er seinen Gegner niedergestreckt hat. So kam Lugh an den Hof Nuadas, nach Tara.

In Tara hatte Lugh jedoch Schwierigkeiten eingelassen zu werden, denn Nuada hatte verfügt, nur noch Meister einer Kunst einzulassen, die noch nicht in Tara vertreten war. Lugh fragte daraufhin der Reihe nach ob sie einen Schmied, einen Dichter, einen Schreiner, Krieger oder einen Gelehrten hätten, doch der Wächter sagte jedes Mal, dass schon ein Meister in Tara vertreten sei. Daraufhin fragte Lugh, ob es denn einen Meister gebe, der alle Künste beherrsche. Dem war nicht so und darauf wurde Lugh eingelassen. Lugh bewies seine Fähigkeiten dadurch, dass er Nuada in dem Spiel Fidchell schlug, einen Stein weiter werfen warf als Oghmas und sogar in der Lage war Dagda Harfe zu spielen. Als Nuada die Überlegenheit Lughs sah, überließ er diesem die Königswürde.

Die zweite Schlacht von Mag Tuaredh

Sofort machte sich Lugh daran, den Krieg gegen die Fomori vorzubereiten. Er ließ magische Waffen und Rüstungen schmieden und brachte den Druiden Beschwörungsformeln bei, die die Gegner schwächen sollten. So kam es zur zweiten Schlacht von Mag Tuaredh in der Lugh Balor tötete. Dieser hatte nur ein Auge, welches ein so schweres Lied hatte, dass es von 4 Fomori gehoben werden musste. Dort wo Balor mit diesem Auge hinsah, brachte es Tod und Verderben. Lugh erkannte die Gefahr und schleuderte einen Stein mit seiner Schleuder mit solcher Wucht in sein Auge, das dieses auf der anderen Seite des Kopfes austrat und die dahinter stehenden Fomori tötete. Dieser Sieg vertrieb die Fomori endgültig aus Irland, doch versuchen sie noch heute nach Irland zurückzukehren.

Der Tod von Lughs Vater Cian

Doch der Sieg über die Fomori wurde von einer Wolke überschattet, denn Lughs Vater Cian wurde während der Rekrutierung neuer Soldaten für diese Schlacht getötet. Auf seiner Heimreise hatten ihm die drei Söhne des Tureinn, Brian, Iuchar und Iucharbar aufgelauert. Deren Familie hatte Cian vor langer Zeit Rache wegen einer Beleidigung geschworen. Als Cian den Hinterhalt bemerkte, verwandelte er sich in ein Schwein und verbarg sich in einem nahe stehenden Rudel Schweine. Aber leider sah Brian die Verwandlung, rannte zu der Herde und schlug wahllos auf die Schweine ein. Von einem Speer verwundet, bat Cian um etwas Zeit, um sich in einen Menschen zurückzuverwandeln. Die Brüder willigten ein und Cian lachte, da die Brüder sich nun für einen Mord an einem Menschen und nicht an einem Schwein rechtfertigen müssten. Wütend über diese Eröffnung, schlugen die Brüder ihn mit Felsbrocken zu Brei. Denn Schwerter hätten unverkennbare Spuren hinterlassen. Als Cian schließlich Tod war, tanzten die Brüder auf dem blutigen Klumpen herum, gruben ein Loch, schaufelten die Überreste hinein und bedeckten das Loch mit vielen Steinen. Daraufhin eilten sie zurück zur Schlacht von Mag Tuaredh, um sich an den letzten Kämpfen zu beteiligen.

Als Lugh bemerkte, dass sein Vater nicht aus der Schlacht zurückkehrte, machte er sich auf die Suche nach ihm. Als er an der Stelle vorbeikam, wo der Mord geschehen war, da schrien plötzlich die Steine das Unrecht in die Welt und sagten sogar die Namen der Mörder. Solch eine Bekundung durch Steine hatte es noch nie gegeben und daher hegte Lugh keinen Zweifel an der Wahrheit ihrer Geschichte. Er kehrte nach Mag Tuaredh zurück und stellte die drei Brüder zur Rede. Alle, die die Geschichte hörten, waren entsetzt und einig darüber, dass Lugh jede Rache zustand, die er wählen würde. Lugh forderte von den drei Brüdern ihm folgende Dinge zu besorgen: Drei Äpfel, eine Schweinehaut, einen Speer, einen Streitwagen mit zwei schönen Pferden, sieben Schweine, einen Jagdhund und einen Bratspieß. Wenn sie diese Dinge geholt hätten, sollten sie vom Gipfel eines Hügels drei laute Schreie ausstoßen. Diese Strafe schien den Brüdern doch sehr gering, und sie konnten ihr Glück kaum fassen. Sie erklärten sich bereit, diese Strafe auf sich zu nehmen.

Die Tureinn Brüder erfahren ihre Strafe

Nachdem sich die Brüder einverstanden erklärt hatten, verriet ihnen Lugh die Einzelheiten, die die Handlungen nicht nur mühsam, sondern furchtbar gefährlich machten. Die drei Äpfel waren die goldenen Äpfel der Hesperiden, die beim Anbeißen immer nachwachsen und sogar Wunden heilen können. Die Schweinehaut gehörte dem griechischen König Theseus und hatte auch Heilkräfte, konnte aber außerdem, Wasser, das man hindurchfilterte, in Wein verwandeln. Der Speer gehörte dem persischen König Pisear und musste in Wasser getaucht aufbewahrt werden, damit er nicht durch die Hitze, die er ununterbrochen ausstrahlte, alles im Umkreis von dreißig Fuß nieder brannte. Der Streitwagen gehörte dem sizilianischen König Dobar und konnte zu Lande und zu Wasser ebenso wie durch die Luft fahren. Die sieben Schweine gehörten König Easel, der hinter den Säulen des Herkules lebt; ihr Zauber bestand darin, dass sie, ganz gleich, wie oft sie geschlachtet gebraten oder gegessen wurden, am nächsten Morgen wieder vollkommen lebendig waren und so ihre Besitzer mit einer unerschöpflichen Quelle für Schweinefleisch versorgte. Der Hund, der dem König Ioruaidhe gehörte, fing alles, was er jagte. Der Bratspieß. der den Frauen der Unterwasserinsel Fianchuive gehörte, gab jedem Fleisch, das an ihm gebraten wurde, den köstlichsten Geschmack der Welt. Und der Hügel, von dem die Söhne Tureinns herab rufen sollten, gehörte König Miodhchaoin, der geschworen hatte, dass niemand je von dort rufen würde.

Die Brüder Tureinn machten sich also an ihre Aufgaben, die sie trotz ihres schlechten Charakters bewundernswert ausführten. Die goldenen Äpfel der Hesperiden lagen hinter einer Wand, die zu hoch war, um sie zu erklimmen. So verwandelten sich die Brüder in Falken, und jeder holte sich einen Apfel. Um die Schweinehaut von König Theseus zu erlangen, verkleideten sie sich in Barden, die gekommen waren, um den König zu unterhalten. Nachdem sie so erst einmal ins Schloss gekommen waren, griffen sie sich die Haut und fochten sich ihren Weg durch die verblüffte Menge hindurch frei. Aber alle drei wurden bei dem Kampf verletz, und mussten sogleich darauf die heilende Kraft der Haut ausprobieren. Dann gossen sie Wasser hindurch und verwandelten es in einen besonders guten Wein, der sie drei Tage lang betrunken machte. Die gleiche Verkleidung benutzten die Brüder dann beim persischen König, und, nachdem sie sein Vertrauen gewonnen hatten, stahlen sie den Zauberspeer, kämpften sich damit ihren Weg frei und spalteten im Handgemenge den Kopf des Königs wie eine Melone mit einem der drei goldenen Äpfel.

Die Beschaffung des Streitwagens und der Pferde erforderte eine andere Taktik. Die Brüder reisten nach Sizilien zum Hofe König Dobars, um sich als Söldner zu verdingen. Obgleich sie es geschickt anfingen und schnell die Achtung und das Vertrauen des Königs gewannen, bekamen sie niemals den Streitwagen oder die Pferde zu sehen. Schließlich drohten sie sie ihm damit, dass sie fortgehen würden, wenn sie nicht die sagenhaften Dinge zu sehen bekämen. Der König erbot sich, seinen mächtigen Söldnern den Wagen zu zeigen, und holte ihn aus seinem Versteck, um damit durch die Stadt in den Wolken zu fahren. Als König Dobar wieder herunterkam, schlugen ihn die Brüder bewusstlos, sprangen auf den wagen und flogen davon.

Als nächstes fuhren die Brüder hinter die Säulen des Herkules ins Reich des Königs Easel, der so beeindruckt war von der Tapferkeit der drei Brüder und ihren Erfolg bei der Erfüllung der ersten vier Aufgaben, dass er ihnen die sieben Zauberschwein einfach schenkte. Er bot ihnen auch noch an, den großartigen Hund von König Ioruaidhe zu holen, der zufälligerweise mit seiner Tochter verheiratet war. Aber selbst ein Besuch seines Schwiegervaters konnte König Ioruaidhe nicht überreden, seinen Zauberhund herzugeben, und so waren die Brüder wieder einmal zu dem üblichen Schädeleinschlagen gezwungen, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Dann kehrten die Brüder nach Irland zurück, um Lugh die Äpfel, die Schweinehaut, den Speer, den Streitwagen, die Schweine und den Hund zu bringen.

Dort verloren sie keine Zeit, sondern setzten alsbald ihren Beutezug fort, in der Gewissheit, dass sie mit Leichtigkeit ihre Aufgaben vollenden und sich damit ihrer Verpflichtungen entledigen könnten. Es waren noch zwei Aufgaben übrig: den Bratspieß zu besorgen und vom Hügel des Königs Miodhchaoin drei Schreie auszustoßen. Um den Spieß zu bekommen, machte Brian sich aus Wasserlilien eine Zauberrüstung, stieg herab ins Meer zwischen Irland und Britannien, suchte nach der Insel Fianchuive und verhexte die 150 Jungfrauen, die den Spieß bewachten, so, dass sie sowohl den Spieß als auch ihre Jungfräulichkeit verloren. Als sie dies vollendet hatten, gingen die drei zum Hügel Miodhchaoin, um die drei Schreie auszustoßen. Aber die drei Söhne des Königs waren Freunde des ermordeten Cian gewesen, und so verweigerte er Tureinns Söhnen die Erlaubnis, den Hügel zu besteigen. Daraus ergab sich ein erbitterter Kampf, der sich über ganz Irland hinzog, bis die niederträchtigen Brüder schließlich die Oberhand gewannen. Obwohl sie schwer verletzt waren, krochen die drei Brüder auf die Spitze des Hügels und gaben die drei erforderlichen Schreie ab, dann kehrten sie auf schnellstem Wege nach Mag Tuaredh zurück, um Lugh von ihrem Erfolg zu berichten und sich von der verzauberten Schweinehaut heilen zu lassen. Lugh, der an den brutalen Mord an seinem Vater dachte, wies ihren Wunsch zurück, und so starben die drei zum großen Vergnügen des jungen Königs einen schweren Tod.